Tarot Kabbala Blogartikel – Eine Beschreibung zum Tarot Schlüssel “Turm” sowie Erklärung der auf dem Schlüssel abgebildeten Symbole aus der Sicht der Kabbala. Der Turm könnte als ein Universalschlüssel der Demut betrachtet werden.
Auf Tarotschlüssel Nummer 16 können wir einen Turm erkennen. Dieser Turm stellt unser Ego dar, unsere Selbstüberhöhung, unseren Hochmut. Hochmut zeigt sich dann, wenn wir unsere eigenen Fähigkeiten zu hoch einschätzen, wenn das Geschöpf glaubt über den Mitmenschen, dem Chef oder sogar dem Schöpfer zu stehen, sodass es sich nicht dem Schöpfer fügen muss.
Eine hochmütige Haltung bringt uns immer auf Distanz, sei es in einem sozialen Gefüge, wenn eine Person denkt, sie müsse sich nicht in die Gemeinschaft eingliedern oder sie möchte vielleicht diese oder jene Tätigkeit nicht verrichten, weil sie denkt, dass diese Tätigkeit für sie zu minder ist. Sobald wir jedoch eine hochmütige Haltung einnehmen, trennen wir uns von der Gemeinschaft. Stein um Stein bauen wir uns so den Turm von Babel. Umso hochmütiger wir werden, umso höher wird unser Turm und umso mehr sind wir von der Gemeinschaft isoliert.
Natürlich wird solch ein Verhalten von der Gemeinschaft im Laufe der Zeit nicht mehr toleriert. So könnte es sein, dass die betroffene Person von der Gemeinschaft ausgeschlossen wird. Hochmut kommt vor dem Fall. Die Trennung ist eine Täuschung der Materie, die Materie verführt uns. Schneller, höher, weiter, mit Ellbogentechnik durchs Leben – jeder glaubt er wäre die wichtigste Person auf der Welt. Doch wir alle sind Teil der Bruderschaft der Menschheit. Wir alle ziehen am selben Strang. Trennen wir uns von den Mitmenschen, trennen wir uns von Gott. Trennung ist eine sündige Haltung, der Fall aus dem Garten Eden hat uns dorthin gebracht. Unsere Aufgabe auf Erden ist es jedoch die Einheit wiederherzustellen.
Lois Claude De Saint Martin beschreibt dies mit den Worten:
„Wendet also euren Blick von der Materie, die euch täuscht! Wie sie durch und in Trennungen ist, gewöhnt sie auch euren Blick an Trennung; dann richtet ihr diesen geteilten und doppelten Blick auf die Einheit: Wie mögt ihr sie dann erfassen?“
Dieses Beispiel lässt sich auf vielen Ebenen weiterführen: Der widerspenstige Mitarbeiter, der seinen Tätigkeiten aus Bequemlichkeit nicht nachkommt, der nachlässige Partner der nur nimmt anstatt zu geben. Das Beispiel lässt sich jedoch auch insbesondere auf den spirituellen Weg ausdehnen. Den spirituellen Weg gehen zu dürfen ist ein Gnadengeschenk. Sobald wir dies als selbstverständlich hinnehmen, und uns nicht mehr darum kümmern, wird es uns genommen. Unser Turm wird zerstört und wir fallen wieder auf den Boden der Realität. Denn alles was wir bekommen, bekommen wir von Gott. In Wahrheit haben wir nichts aus uns selbst heraus geschaffen. Sobald wir eine Sache von Gott bekommen, wie zum Beispiel eine Partnerschaft oder einen Job und sie nicht schätzen, hat der Turmbau bereits begonnen. So ist es in der Zeit des Glücks besonders wichtig achtsam und demütig zu sein. Denn sobald wir eine Sache nicht schätzen, wird sie uns genommen, erfreuen wir uns aber an der Sache und teilen wir die Freude mit den Mitmenschen erwächst daraus unser größtes Glück.
Karl von Eckartshausen (Die Wolke über dem Heiligtum) meint dazu:
„Das Glück, das Geschenk des Zufalls, erhebt keinen über den andern; der allein schätzt sich am glücklichsten, dem die Gelegenheit winkt, dem andern wohl zu tun – und diese Menschen alle, die nun ein Geist der Liebe, ein Geist der Wahrheit verbindet, machen die unsichtbare Kirche – die Gesellschaft des unsichtbaren Reichs des Innern unter einem einzigen Vorstand, der Gott ist.“
Ist unser Turm zu groß geworden bedeutet dies, dass er zerstört werden muss. Dann fallen wir von unserem hohen Ross wie die zwei Gestalten auf der Tarotkarte. Dies tut zwar weh, doch lehrt es uns auch Demütig zu werden und die Dinge zu schätzen die wir bekommen haben. Vielleicht verhält sich die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter in seinem nächsten Job besser, oder die Person verwöhnt ihren Partner weil sie so dankbar dafür ist einen Partner zu haben.
Jede Lebenssituation ist uns von Gott gegeben. Es gibt keine „gute“ oder „schlechte“ Situation. Wenn wir nun, wie in unserem Beispiel, unseren Job oder unseren Partner verlieren, ist dies zwar vielleicht ein Schock, doch wer weiß, vielleicht fühlen wir uns in einem anderen Job oder mit einem anderen Partner wohler?
Situationen sind neutral, dies lässt sich an folgendem Beispiel erkennen: Wir warten gerade am Bahnsteig, als eine Durchsage ertönt, dass unser Zug leider 30 Minuten Verspätung hat. Der eine ärgert sich vielleicht maßlos darüber, der andere der sich gerade von seiner Freundin verabschiedet freut sich, da er noch 30 Minuten mit ihr verbringen kann, der nächste holt sich einen Kaffee, setzt sich auf eine Bank und genießt die Sonnenstrahlen.
Die Situation ist für alle drei Menschen die gleiche. Wer eine Situation neutral betrachten kann ist frei. Sobald wir in einer Situation jedoch das „schlechte“ sehen, trennen wir uns auch vom Schöpfer der uns die Situation gegeben hat um daraus zu lernen, uns zu entwickeln und vielleicht danach ein besseres Leben zu haben als vorher. Vielleicht entwickeln wir mehr Mut, mehr Stärke oder Mitgefühl oder andere Tugenden.
Müssen wir uns deshalb fürchten? Nein, denn auf der Tarotkarte sehen wir, dass der Blitz aus der Sonne kommt. Wir brauchen nur unser eigenes Leben zu betrachten – welche Situationen waren scheinbar Katastrophal, haben sich aber dann zum Guten gewendet. Wenn wir zum Beispiel in unserer Jugend von unserer ersten große Liebe verlassen wurden, dann war das zu diesem Zeitpunkt vielleicht eine großes Problem. Doch möchten wir jetzt immer noch mit der Person von damals zusammen sein? In den meisten Fällen haben wir jetzt eine Beziehung die viel besser zu uns passt als die damalige. Wie haben wir uns selbst verändert seit damals? Vielleicht sind wir dadurch auch selbst bessere Partner geworden als wir damals waren.
Der hebräische Buchstabe mit dem diese Karte verbunden ist heißt PEH und bedeutet Zunge. Insbesondere unsere Zunge hat die Fähigkeit Türme zu erbauen. Falsch gewählte Worte können sehr verletzend sein und uns von unseren Mitmenschen trennen.
Der Turm symbolisiert auch falsche Lebenserwartungen. Illusionen die wir uns machen. Vielleicht glauben wir, wir müssen jetzt den Beruf wechseln, weil der Beruf in dem wir gerade sind nicht gut genug ist für uns, oder wir müssten den Wohnort wechseln oder den Partner. Oder wir haben übertrieben hohe Vorstellungen von dem was wir derzeit verdienen möchten und streben zwar an allen Ecken und Enden danach den Verdienst zu erhöhen, doch bleiben wir erfolglos. Dann müssen wir einsehen, dass manchmal einfach der falsche Zeitpunkt ist um solche Vorhaben umzusetzen, oder wir die falschen Mittel oder den falschen Weg gewählt haben. Es kann auch sein, dass es auch gar nicht die richtige Lösung ist. Wir denken wir wüssten alles besser, wir wollen egoistisch unseren Eigenwillen durchsetzen. Dann kommt der Blitz und bringt uns wieder auf den richtigen Pfad. Unsere illusionären Bilder werden zerstört, wir werden sozusagen davon erlöst und die darin gebundene Energie wird wieder befreit, um statt einem illusionären Turm ein Königreich für den echten Schöpfer bauen zu können.
Wie Louis Claude de Saint Martin mit den Worten beschreibt:
„Stürmt unablässig an, jeder kämpfe an gegen die Mauern dieses Turms der Verwirrung, der in Jerusalem sich erhob!
Alle Tage reißt ein Stück davon nieder, und mögen diese stürzenden Trümmern die Schlünde decken, welche das Feuer der Ungerechtigkeit auf Erden ausbrannte!
Die Mauern bersten, sind sturmbar, der Sieger zieht siegprangend in die Festungen und wird sie bis auf den Grund verheeren.
Ohne dies würde das Feuer der Ungerechtigkeit noch Ausgänge haben; Sie ganz auszufüllen, bedarf es alter Trümmern des babylonischen Turmes.
Alle Einwohner mussten über die Klinge springen. Nicht Greise, noch Weiber, noch Kinder wurden verschont.
Das Blut rieselt durch die ganze Stadt, es fließt in den Schlund, und mit ihm alles, was ihnen noch von Lebenskraft übrig war, damit dies verkehrte Gezücht vernichtet und sein Name unter dem Himmel vertilgt werde.
Einen neuen Grund wird der Sieger auf diesem gereinigten Boden legen.
Eine Stadt des Friedens und Lichtes wird er da erbauen. Ein heiliges Volk wird sie bewohnen. Ihre Tore werden sich der aufgehenden Sonne öffnen, und in alle Ewigkeiten nicht wieder verschlossen werden.
Mit Sang und Klang werden die Völker einziehen den Herrn lobend und anbetend, der ihnen all‘ diese Wohltaten erteilte.“